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Immerwahr, Clara
Kurzbiografie
Chemikerin
21.06.1870 (Polkendorf b. Breslau) - 02.05.1915 (Dahlem bei Berlin)
Wirkungsorte: Breslau, Karlsruhe, Berlin
Clara Immerwahr, verh. Haber, war eine deutsche Chemikerin. Sie war 1900 eine der ersten Frauen in Deutschland mit einem Doktorgrad. Sie war im Bereich der Katalyseforschung eine naturwissenschaftliche Pionierin und eine engagierte Menschen- und Frauenrechtlerin.
Nach der Geburt ihres Sohnes 1902 konnte sie unter den Zwängen ihrer Zeit und wohl auch ihres Ehemannes Fritz Haber ihre vielversprechenden Forschungen nicht fortsetzen.
Wahrscheinlich aus Protest gegen den durch die Forschungen ihres Gatten ermöglichten Giftgaseinsatz im 1. Weltkrieg erschoss sie sich am 2. Mai 1915 mit dessen Dienstwaffe.
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Biografische Notizen
- 1870 - (21.06.) Clara wird als viertes und jüngstes Kind des Chemikers Dr. Philipp Immerwahr (Schüler von Bunsen) und dessen Ehefrau Anna Krohn (andere Quellen: Korn) auf dem von ihren Eltern bewirtschafteten Landwirtschaftgut Polkendorf bei Breslau geboren; ihr Vater experimentiert dort erfolgreich mit Kunstdünger
- frühe Schulbildung mit ihren Geschwistern bei einem Privatlehrer
- 1877 - Unterricht an einer Mädchen-Schule in Breslau
- Anfang 1890er - lernt in Breslau ihren späteren Ehemann Fritz Haber kennen
- 1890er - konvertiert wie Fritz Haber vom jüdischen Glauben zum Protestantismus
- 1892/93 - absolviert ein Lehrerseminar in Breslau, übt den Beruf jedoch nicht aus
- 1896 - zu Ostern kann sie, nachdem sie als Externe das Abitur nachgeholt hat (es gibt noch keine Gymnasien für Mädchen) vor dem Kollegium des Realgymnasiums am Zwinger die Leistungen für die Einjährig-Freiwilligen-Prüfung nachweisen
- 1897/98 - mit dem Wintersmester beginnt Clara das Studium der Chemie an der Universität Breslau bei dem Nernst-Schüler Friedrich Wilhelm Küster (1861-1917)
- 1900 - promoviert am 22.12. als erste Frau an der Universität Breslau; "magna cum laude" im Fach Physikalische Chemie mit Beiträge zur Löslichkeitsbestimmung schwerlöslicher Salze des Quecksilbers, Kupfers, Bleis, Cadmiums und Zinks bei Richard Abegg (1869-1910)
- 1901 - (03.08.) Hochzeit mit Fritz Haber; arbeitet mit ihrem Mann, der eine außerordentlicher Professur an der Technischen Hochschule Karlsruhe innenhat, sie kann zunächst mitarbeiten und ihre Forschungen vorantreiben
- 1902 - (01.06.) Geburt des Sohns Hermann (1902-1946), Clara kann ihre Arbeit kaum noch ausführen
- 1910 - die Familie übersiedelt nach Berlin-Dahlem, wo Fritz Haber Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physikalische Chemie wird
- 1914 - Fritz Haber lässt sich zur Armee einberufen, um an seinem Institut Rüstungsprojekte voranzutreiben, Beginn der Forschungen zum Einsatz von Giftgas - Clara missbilligt dies in aller Öffentlichkeit als „Perversion der Wissenschaft“
- 1915 - (02.05.) nach dem ersten großen tödlichen Giftgaseinsatz an der Westfront vom 22. April 1915 bei Ypern erschießt sie sich am Morgen nach der Siegesfeier mit Habers Dienstwaffe im Garten ihrer Villa in Dahlem
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Immerwahr, Clara
(1870-1915)
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Quellen (genutzt)
- Dick, Jutta: Clara Immerwahr 1870-1915, in: Jewish Women's Archive, Encyclopedia (engl.)
- Heher, Jörn: Wer ist Clara Immerwahr? Das Leben einer talentierten Forscherin, 1992, auf IPPNW.de (Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs, Ärzte in sozialer Verantwortung)
- Szöllösi-Janze, Margit: Fritz Haber, 1868-1934: eine Biographie, 1998
Literatur (Auswahl)
- Immerwahr, Clara: Potentiale von Cu-Elektroden in Lösungen analytisch wichtiger Cu-Niederschläge, in: Zeitschrift für anorganische Chemie, 24 (1900), S. 269-279
- Immerwahr, Clara: Zur Kenntnis der Löslichkeit von Schwermetallniederschlägen auf elektrochemischem Wege, in: Zeitschrift für Elektrochemie, (1901), S. 477-488
- Friedrich, Sabine: Immerwahr. Roman über Clara Immerwahr, München 2007
- Leitner, Gerit von: Der Fall Clara Immerwahr. Leben für eine humane Wissenschaft, München 1993
Interessante Links
- Clara Immerwahr Award der Technischen Universität Berlin, ehrt seit 2012 junge Nachwuchsforscherinnen im Bereich der Katalyseforschung
- Clara Immerwahr Preis der Technischen Universität Kaiserslautern ehrt seit 2014 weibliche Studierende im Studiengang Bio- und Chemieingenieurwissenschaften
- Fernsehfilm "Clara Immerwahr", 2014
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