Logo ChemieFreunde Erkner e.V. Julius Rütgers und historische Teile seines Werks in Erkner Das berühmte Hitze-Druck-Patent Baekelands - die Geburtsurkunde des Kunststoff-Zeitalters - eine der Grundlagen moderner Technik Leo Hendrik Baekeland und sein Bakelizer
Freundeskreises Chemie-Museum Erkner e. V. Freundeskreises Chemie-Museum Erkner e. V. Freundeskreises Chemie-Museum Erkner e. V.

Unsere Forschungs-Projekte

Erkner als Chemiestandort

Notizen zur Chronik

Schwerpunkt: Wirtschaftliche Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung der chemischen Industrie


1579


Erkners erste urkundliche Erwähnung: "Hans der Fischer im Arckenow ..."

1711/12

Im Zuge der Einrichtung der Postlinie Berlin - Fürstenwalde - Frankfurt/Oder über Erkner entstehen an der Archenow (später Flakenfließ) Posthalterei und Krug, zunächst mit einer Übersetzstelle; später Bau einer Brücke.

1748/49

Ansiedlung der 3 Kolonistenfamilien Nehrsbach, Schneider und Keller aus der Pfalz auf dem Buchhorst (heute Neusee­land), später Verlegung nach Neu Buchhorst (heute Buchhorster zwischen Mittel- und Pfälzer Straße)

1752

Anlegung eines Seidenbauetablissements auf dem Südufer des Flakenfließes (heute Friedrich-/Beuststraße)

1805

Im I. Heidedistrikt der Rüdersdorfer Heide (umfasste etwa das heutige Stadtgebiet Erkners südlich des Flakenfließes mit Wolterdsorfer Schleuse) leben 260 Menschen.
Erkner ist ein Schifferdorf mit mehreren Wohnplätzen: "Der Erkner", Neu Buchhorst, Schönschornstein, Alte Hausstelle, Hohenbinde, Jägerbude und bis 1884 Woltersdorfer Schleuse.
Günstig gelegen an den Wasserwegen zwischen Oder, Spree, Havel und Elbe bestimmen vorallem die Transporte großer Mengen von Kalk, Kohle und anderen Rohstoffen - zwischen den Kalklagerstätten von Rüdersdorf/Kalkberge und Berlin ("Berlin ist aus dem Kahn gebaut") bzw. dem sich rasant entwickelnden Industriegebiet Schlesiens und Berlin - die Fahrten der Schiffer Erkners, aber auch der Nachbarorte, wie Neu Zittau oder Woltersdorf.

1822

2/3 der Familien geben "Schiffer" als Stand des Familien­oberhauptes an.

1842

Eröffnung der Berlin-Frankfurter Eisenbahn mit dem Haltepunkt Erkner auf dem Nordufer des Flakenfließes, der aber schon im folgenden Jahr wegen des großen Zuspruchs von Berliner Ausflüglern zum Bahnhof erweitert wird.

1846

Diese Eisenbahnlinie verbindet mit der Niederschlesischen - jetzt als Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn - Berlin über Erkner mit Breslau, und damit die beiden neben dem Ruhrgebiet wichtigsten Industriegebiete Preußens.

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Unsere Forschungs-Projekte:
Link Rütgers und seine Firmen
Link Baekeland und Bakelite
Link Erkner als Chemiestandort
Link Berlin und Brandenburg

Wappen der Stadt Erkner
Das Wappen der Stadt
Erkner: ein Maulbeerbaum des ehemaligen Seiden-
bauetablissements zwischen blauen Gewässern.
 
 
 
 
 


1909/10 wurde Erkner mit der Bakelite GmbH zur Wiege des Kunststoff-Zeitalters

 

1859

Der Unternehmer Julius Rütgers aus Breslau (ursprünglich aus dem Rheinland) errichtet zwischen dem Bahnhof Erkner und dem Flakenfließ (heute etwa das Gebiet der Stadthalle) zunächst eine Imprägnieranstalt für Eisenbahnschwellen (die 17. seiner Firma seit 1849).
››› Lageplan bei Google Maps: Bahnhostr. - Julius-Rütgers-Str. - Stadthalle Erkner

1860

Erkner (der I. Heidedistrikt) hat knapp 600 Einwohner.

1860

Rütgers erweitert seine Anlage in Erkner und gründet seine erste Teerdestillation, in der er die bisher teuer aus England importierten Grundstoffe für seine Imprägnier­anstalten nun selbst produzieren will. Diese basieren auf Steinkohlenteer, einem noch störenden Abfallprodukt der Gaswerke Berlins und anderer Städte.

1882

Mit der Eröffnung der "Berliner Stadtbahn" zwischen Schlesischem (heute Ost-) Bahnhof und Charlottenburg ist Erkner noch besser an das Stadtzentrum Berlins angebun­den. Sicher bildet dies auch eine Grundlage für die enge Zusammenarbeit des Rütgerswerks in Erkner mit der Technischen Hochschule in Charlottenburg (später Berlin-C.). Deren Institut für Chemie erhielt zu dieser Zeit seinen Neubau in der Nähe des Bahnhofs Zoo. In dessen Nähe befand sich auch Rütgers' Verwaltung.

1884

Der sogenannte "Hessenwinkelsche Erkner" nördlich des Flakenfließes mit dem Bahnhof Erkner und der "Theerpro­ductenfabrik Rütgers" wird aus dem Gutsbezirk Köpenicker Forst in den I. Heidedistrict eingemeindet, mit dem er ohnehin eng verflochten ist.

1885-89 Der Dichter und spätere Literaturnobelpreisträger (1912) Gerhart Hauptmann lebt in Erkner. Seine ersten drei Söhne werden hier geboren. Die Menschen und Natur dieser Umgebung beeinflussten ihn stark und finden sich in vielen seiner Werke, insbesondere in "Fasching", "Bahnwärter Thiel" und "Der Biberpelz", die in und um Erkner spielen.

1889

Der I. Heidedistrikt trägt jetzt auch amtlich den Namen "Erkner".

1889 Der weltbekannte Klavierproduzent Carl Bechstein lässt sich in Erkner eine Villa erbauen, die er vorallem als Sommer- und Gästehaus nutzt. Insbesondere um den Kirchenbau Erkners macht er sich verdient. Seine ehemalige Villa ist heute der historische Kern des Rathauses Erkner.

1890

Mit der Eröffnung des Oder-Spree-Kanals verliert Erkner seine Durchgangslage an der wichtigen Wasserverbindung Berlin-Oder, da die alte Spree ("Müggelspree") zwischen Fürstenwalde und Köpenick via Erkner nicht mehr genutzt und durch den kürzeren Kanalbau über Wernsdorf ersetzt wird. Bis zum 1. Weltkrieg verliert damit die Binnenschiff­fahrt im Familienbetrieb und auch der nicht unerhebliche Schiffbau in Erkner seine einst große Bedeutung für den Ort.

1891

Die Einführung des „Berliner Vorort-Personentarifs" der Eisenbahn mit erheblich reduzierten Fahrpreisen ermöglicht die Entstehung großer Pendlerbewegungen zwischen Berlin und seinem Umland, so dass auch Erkner zum attrak­tiven und vorallem preiswerten Wohnort für Beschäftigte der Hauptstadt wird. Aber auch die Verbindung zwischen den Industriebetrieben im Umland ("Randwanderung der Berliner Industrie") und  z.B. den Lehr- und Forschungsein­richtungen Berlins wird gefördert.

1900

Erkner hat gegenüber 1860 mit 3119 mehr als die fünffache Einwohnerzahl.
Zur Firma Rütgers gehören inzwischen 77 Imprägnierwerke und 9 Teerraffinerien in weiten Teilen Europas.

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Lageskizze auf dem Bauantrag für die Rütgers-Anlage 1860. Im Zentrum: "Neue Nie­derlage und Grundstück des Jul. Rütgers in Breslau"

 

1909

Testproduktion des Kunstharzes Bakelite® im Rütgerswerk Erkner. Dieses hatte sein Erfinder Leo Hendrik Baekeland 1907 in den USA zum Patent angemeldet.

1910

25. Mai - Gründung der "Bakelite Gesellschaft m.b.H. Berlin-Erkner" durch die Firma Rütgers mit Beteiligung Baekelands. Erst Ende dieses Jahres gründet Baekeland seine "General Bakelite Co." in den USA. Somit ist Erkner weltweit der erste Standort der industriellen Produktion von Kunststoff!
Zunächst wird auf dem Rütgers-Firmengelände in Erkner produziert.

1914

Baubeginn des Werks I der Bakelite GmbH gegenüber dem Rütgersgelände auf dem Südufer des Flakenfließes an der Flakenstraße. Dessen Betriebseröffnung verzögert sich kriegsbedingt bis 1921.
››› Lageplan bei Google Maps: Flakenstr. 28-31

1920er

Beginnend 1919 an der Neu Zittauer Straße entstehen in Erkner mehrere Eigenheimsiedlungen, wie in Karutzhöhe oder Erkner-Nord.

1933

Erkner hat am Beginn der NS-Diktatur 7221 Einwohner.

1937/38

Das Werk II der Bakelite GmbH entsteht verkehrsgünsti­ger gelegen an der Berliner Straße (mit Bahnanschluss) - später durch Plasta und heute Dynea genutzt.
››› Lageplan bei Google Maps: Berliner Straße 9 - Dynea

1938

Die Bakelite GmbH zählte bereits 509 Beschäftigte, das Teerwerk 333.

1938

Im Rahmen der NS-Aufrüstung der deutschen Wirtschaft wird ebenfalls an der Berliner Straße ein Zweigwerk der SKF-Kugellagerwerke Schweinfurt errichtet, das bis 1944 (nach einem US-Flugblatt nach dem Bombenangriff 1944) "... zum wichtigsten Kugellagerwerk der deutschen Rüstungsindustrie geworden ..." sein soll.

1941

Der Ausbau der Rüstungsindustrie führt auch zu neuen Wohn-Siedlungen in Erkner (z.B. Berliner Straße, Karutz­höhe, Neuseeland), so dass die Einwohnerzahl auf 9185 steigt.

1944

In diesem Kriegsjahr besteht die Belegschaft des Teer­werks aus 350 Deutschen und 138 ausländischen, zumeist Zwangsarbeitern. In der Kugellagerfabrik werden ca. 2000 deutsche und ausländische Arbeitskräfte für die Rüstungs­produktion eingesetzt.

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1909/10 begann in diesem sog. Bakelite­schuppen auf dem Rütgersgelände in Erkner das Kunststoff-Zeitalter

 

1944

8. März - Bei einem US-amerikanischen Bombenangriff auf Erkner wird der Ort zu ca. 75% zerstört und hat rund 230 Tote zu beklagen.
Das eigentliche Ziel des Angriffs - Zerstörung der Großbe­triebe - wird nur marginal erreicht. In Erkner bleiben aber die Wunden bis weit in die 1970er Jahre deutlich sichtbar: Erkner wird zur "Barackenstadt".


1945


Zum Kriegsende leben nur noch ca. 6800 Einwohner in Erkner.
Bereits in den letzten Kriegsmonaten werden wichtige Teile der Großbetriebe - insbesondere der Geschäftsleitung, Forschung und Entwicklung - in den Süden und Westen Deutschlands verlagert.

1945/46

Nach Kriegsende werden - entsprechend dem Potsdamer Abkommen und anderer alliierter Abmachungen - wesent­liche Teile der Industrie in Erkner und der gesamten SBZ durch die sowjetische Besatzungsmacht demontiert, zerstört oder enteignet. In den Resten des Teerwerks muss vorrangig für die Sowjetunion produziert werden. Im alten Bakelite-Werk I werden allmählich "neue" Produk­tions­anlagen aufgebaut.

1947

Das enteignete Rütgerswerk wird als "VEB Teerdestillation und Che­mische Fabrik Erkner" an das Land Brandenburg übergeben und arbeitet bis 1993 unter verschiedenen Namen und Zugehörigkeiten.

1948

Die ehemealigen Bakelite-Werke werden ebenfalls in Volkseigentum überführt und als "VEB Plasta, Kunstharz- und Pressmassenfabrik Erkner" neugegründet.

1956

Nach dem bis 1953 andauernden Wiederaufbau des Werks II der Bakelite/Plasta wird das Werk I in der Flakenstraße stillgelegt.

1968

Erkner hat nach der Entstehung mehrerer Wohnsiedlungen (u.a. Woltersdorfer Landstraße, Kurpark) für die Beschäf­tigten der Chemischen Industrie Erkners und vorallem von militärischen Einrichtungen am Berliner Stadtrand 8496 Einwohner. Das historische Ortszentrum bleibt jedoch weiterhin eine "Barackenstadt".

1978

Beginn des Neuaufbaus des erkneraner Zentrums und im neuen Ortsteil zwischen G.-Hauptmann-Straße und Hohenbinder Weg in DDR-typischer Plattenbauweise.

1981

Die Einwohnerzahl Erkners steigt auf 12.313.

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8. März 1944 - Das alte Erkner geht im Bomben­hagel unter. Blick aus einem der Flugzeuge zurück über den Müggel­see auf das brennende Erkner.

 

1989/90

Auch in Erkner führt die politische Wende und die Wieder­vereinigung zu erheblichen Veränderungen. Insbesondere die im Interesse vieler liegende Währungsunion zeigt recht bald die oft geringe Konkurrenzfähigkeit vieler Firmen im Osten Deutschlands.

1992

Die "Plasta Erkner Kunstharzfabrik GmbH" wird als Unter­nehmen der FUNK Chemie privatisiert.

1993

Die bereits Ende 1992 unterbrochene Produktion der am 1.10.1990 gegründeten "TEWE Teerveredlung GmbH Erkner" wird am 30.6.1993 endgültig eingestellt. Am folgen­den Tag beginnt offiziell der Abriss nach fast 135 Jahren Teerverarbeitung in Erkner. Am 17.12.1995 stürzt auch das "heimliche" Wahrzeichen Erkners - der Toluolturm, heute im Logo unseres Vereins.

1998

Am 6. Juni erhält Erkner als erster Ort nach der deutschen Wiedervereinigung das Stadtrecht. Erkner ist damit die 117. Stadt in Brandenburg und nach Eisenhüttenstadt und Fürs­tenwalde die drittgrößte im Kreis LOS.

2000

Der schwedische Chemiekonzern Perstorp kauft die "Plasta Erkner Kunstharzfabrik GmbH".

2002

Nach der kurzen Perstorp-Episode übernimmt die finnische Dynea Oy (Oy im Finnischen svw. GmbH oder Ltd.) die ehemalige Bakelite/Plasta in der Berliner Straße in Erkner als "Dynea Erkner GmbH".

2003

In Erkner gründet sich der Freundeskreis Chemie-Museum Erkner e.V.

2009

In Erkner wird unter dem Motto "Bakelite 100" mit einer Ausstellung, Fachtagung und einer Festveranstaltung in der Stadthalle der 100. Jahrestag der Bakelite-Erfindung, der Gründung der Bakelite GmbH Berlin-Erkner und damit der Beginn des Kunststoffzeitalters gewürdigt.

2013

Die Dynea Oy gründet eine spezielle Phenol-Harz Tochter­ gesellschaft, die "Prefere Resins Company" (PRC) mit Standorten in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Polen, Rumänien und Finnland. Der Firmensitz ist Erkner! (Pressemitteilung vom 19.02.2013)

 

 

Quellen: Quellensammlung zur Chemiegeschichte Erkners
   


Frühjahr 1995 - Blick vom Bakelite-Werk I über das Teerwerk zum Bakelite-Werk II mit den neuen Werksteilen der Plasta

 

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Diese Seite wurde erstellt am 12.11.2006