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Chemie-Geschichte

Jung, Friedrich

Kurzbiografie

Mediziner, Pharmazeut
21.04.1915 (Friedrichshafen) - 05.08.1997 (Berlin)
Wirkungsorte: Berlin, Tübingen, Würzburg

Jung führte sehr umfangreiche Untersuchungen zu physikochemi­schen, biochemischen und toxikologischen Problemen des Hämo­globins und des Methämoglobins, der toxikologischen Wirkung von aromatischen Nitroverbindungen und der pharmakologischen Anwendung von Peptiden durch.
Er hat sich gesundheits- und wissenschaftspolitischen Aufgaben gestellt. Er konnte für die DDR eine international vorbildliche Arzneimit­telgebung auf den Weg bringen. So ist es Jung und seinem Gremium zu verdanken, dass es in der DDR keine Contergan®-Tragödie gab.

Jung studierte ab 1934 in Tübingen und Königsberg Medizin, 1939 wandte er sich in Berlin der Pharmakologie zu. 1940 promovierte er dort und habilitierte sich 1944.
1945 wurde er Dozent am Pharmakologischen Institut der Universität Tübingen und 1946 kommissarischer Direktor des Pharmakologischen Instituts der Universität Würzburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er auch Gutachter beim Nürnberger Ärzteprozess.
1949 ging er als Professor für Pharmakologie und Toxikologie an die Humboldt-Universität zu Berlin. Gleichzeitig übernahm er die Leitung des Instituts für Pharmakologie der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin-Buch. 1972-1981 war er Direktor des Zentralinstituts für Molekularbiologie der Akademie der Wissenschaften der DDR.

Quelle: Chemiker von A-Z ...
Mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber: Arbeitgerberverband Nord­chemie e.V. und Verband der Chemischen Industrie e.V., Landesverband Nordost


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Biografische Notizen

  • 1915 - (21.04.) Friedrich Jung wird als ältestes von sechs Kindern eines Lehrerehepaares in Friedrichshafen am Bodensee geboren
  • besuch der Gymnasien in Ellwangen und Stuttgart
  • 1934-39 - Studium der Medizin an den Universitäten Tübingen, Königsberg und Berlin; Doktorand bei Wolfgang Heubner (1877-1957) im Institut für Pharmakologie an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität
  • 1940 - Promotion
  • 1940-41 - nach Kriegsbeginn Unterarzt im Sanitätsdienst
  • 1941-42 - versetzt u.a. an das pharmakologische Institut der Berliner Universität, Mitwirkung an einem Forschungsprojekt zur Aufklärung von Vergiftungen bei Munitionsarbeitern, setzt dort sehr früh Elektronenmikroskopie ein
  • am Institut Anschluss an den oppositionellen Kreis um Robert Havemann und Fritz von Bergmann (1907-82), auch seine spätere Frau Waltraud Schwarzkopff gehörte dazu
  • 1942-44 - Versetzung an die Front wegen „politischer Unzuverlässigkeit“, Sanitätsoffizier
  • 1944 - Habilitation während eines Heimaturlaubs an der Universität Berlin mit einer Arbeit über Bluttoxikologie
  • 1944-45 - beratender Toxikologe einer Heeresgruppe an der Westfront
  • Anfang 1945 - Abkommandierung zur Munitionsanstalt Urlau, wo geheime Bestände von Granaten mit hochtoxischen chemischen Kampfstoffen lagerten
  • widersetzt sich mit dem Kommandanten dem Befehl zur Sprengung der Anstalt, vermittelt als Parlamentär kampflose Übergabe an französische Truppen
  • nach Kriegsende zunächst kurz in Tübingen tätig
  • 1946-49 - kommissarischer Leiter des Instituts für Pharmakologie der Universität Würzburg
  • 1946-47 - Gutachter beim Nürnberger Ärzteprozess
  • 1949-72 - Professor für Pharmakologie und Toxikologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und ab 1956 Direktor dieses Universitätsinstituts; wirkte wesentlich am Wiederaufbau dieses im Krieg völlig zerstörten Instituts mit
  • 1949-56 - übernimmt am neu gebildeten Institut für Medizin und Biologie der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin in Berlin-Buch zunächst die Leitung einer Abteilung für Pharmakologie und Experimentelle Pathologie
  • 1956-61 - Direktor des Akademieinstituts
  • 1959-90 - Vorsitzender des Zentralen Gutachterausschusses für das Arzneimittelwesen (ZGA) in der DDR, war damit wesentlich mitverantwortlich für das Arzneibuch der DDR sowie für die Zulassung von Medikamenten für den DDR-Markt; Jung verhindert z.B. maßgebend den Contergan-Einsatz in der DDR
  • 1961-72 - leitet das aus dem Akademieinstitut hervorgegangene Institut für Pharmakologie der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
  • 1972-80 - leitet dessen Nachfolgeeinrichtung, das durch Zusammenlegung mehrerer Akademieinstitute entstandene Zentralinstituts für Molekularbiologie (ZIM), Grundlage für das 1992 gegründete Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)
  • 1980 - Emeritierung
  • darüber hinaus wirkt Jung u.a. als Experte bei den Genfer Verhandlungen zur Ächtung biologischer und chemischer Waffen mit
  • Jungs Forschungsgebiete sind speziell Bau und Funktion der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) sowie Wirkungen von Phenylhydrazin und anderen Blutgiften
  • zahlreiche Jung-Schüler hatten Lehrstühle für Pharmakologie der DDR-Universitäten leitende Positionen an biomedizinisch orientierten Akademie-Instituten inne
  • nach dem Ende der DDR wird Friedrich Jung einer der Begründer der Leibniz-Sozietät, welche die Gelehrtengesellschaft der AdW fortführt
  • 1997 - am 5. August stirbt Friedrich Jung mit 82 Jahren in Berlin
     
  • Ehrungen
    • 1957, 1965 und 1987 Nationalpreis der DDR
    • 1962, 1975 und 1980 Vaterländischer Verdienstordender DDR
    • 1963 Verdienter Arzt des Volkes
    • 27.05.2015 Einweihung einer Ehrentafel an seinem langjährigen Wohnhaus in Berlin-Buch
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Friedrich Jung
(1915-1997)

 

Quellen (genutzt)

Literatur (Auswahl)

  • Jung, Friedrich: Zur physikalischen Chemie des Hämoglobins, Berlin 1955
  • Krautwald, Alfons und Jung, Friedrich (Hg.): Arzneiverord­nungen, Leipzig 1958
  • Jung, Friedrich (Hg.): Arzt und Philosophie, Berlin 1961
  • Jung, Friedrich (Hg.): Kommentar zum Deutschen Arzneibuch. 7. Ausgabe, Berlin 1969 ff.
  • Jung, Friedrich (Hg.): Arzneimittel und Gesellschaft, Berlin 1971
  • Jung, Friedrich: Molekularbiologie. Erkenntnisse einer jungen Wissenschaft, Berlin 1977
     
  • Mitherausgeber:
    • Acta biologica et medica germanica
    • Deutsches Gesundheitswesen
    • Zeitschrift für ärztliche Fortbildung
       
  • Friedrich Jung, in: Bielka, Heinz: Geschichte der medizinisch-biologischen Institute Berlin-Buch. Berlin u. Heidelberg 2002
  • Jung, Friedrich, in: Hartkopf, Werner: Die Berliner Akademie der Wissenschaften. Ihre Mitglieder und Preisträger 1700-1990, Berlin 1992
  • Friedrich Jung, in: Pasternak, L. (Hrsg.): Wissenschaftler im biomedizinischen Forschungszentrum: Berlin-Buch 1930-2004. Frankfurt (Main) 2004
  • Scheler, Werner und Oehme, Peter: Zwischen Arznei und Gesellschaft. Zum Leben und Wirken des Friedrich Jung (Abhandlungen der Leibniz-Sozietät, Bd. 8), Berlin 2002
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Diese Seite wurde erstellt am 10.04.2015