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Chemie-Geschichte

Klare, Hermann

Kurzbiografie

Chemiker
12.05.1909 (Hameln) - 22.08.2003 (Dresden)
Wirkungsort: Berlin

Klare beschäftigte sich in Theorie und Praxis mit Fragen der Synthe­se­faserherstellung. Sein Schwerpunkt lag auf dem Gebiet der Viskose­faser und der Polyamidforschung. Auch Prozesse beim Spinnen von Polyurethanseide wurden untersucht. Industriell wurde die Polyamid­faserherstellung realisiert. Die Erfahrungen auf dem Polyamidgebiet wurden in der Monografie Synthetische Fasern aus Polyamid zusam­men­gefasst, eine umfassende Darstellung von den Anfängen der Synthesefaser bis zur Gegenwart lieferte Klare mit der Monografie Geschichte der Chemiefaserforschung.

Klare studierte in Heidelberg, später in Kiel Chemie, wo er bei O. Diels und K. Alder promovierte. In Berlin-Lichtenberg arbeitete er bei P. Schlack über Polyamide und deren technische Anwendung. Das führte 1940/41 zum Aufbau der ersten Anlage zur Polyamid-Produktion in Berlin Lichtenberg, die Versuchsproduktion wurde dann in Landsberg/ Warthe weitergeführt, bis die Anlage im Rahmen von Reparationsleis­tungen nach Klein bei Moskau trans­portiert wurde.
1949 kam Klare aus der Sowjetunion zurück und leitete bis 1953 das Kunstfaserwerk Schwarza. Dann arbeitete er bis 1969 am Institut für Faserstoff-Forschung der Deutschen Akademie der Wissenschaften (DAW) in Berlin-Teltow (1962-1969 als dessen Direktor). Er hatte zahlreiche Funktionen im Forschungsrat und in der DAW bzw. der Akademie der Wissenschaften der DDR inne (1968-1979 Akademie­präsident).

Quelle: Chemiker von A-Z ...
Mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber: Arbeitgerberverband Nord­chemie e.V. und Verband der Chemischen Industrie e.V., Landesverband Nordost


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Hermann Klare (l.) mit Max Steenbeck, 1970
Hermann Klare (l.) mit Max Steenbeck, 1970
© Foto: Bundesarchiv


 
 

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Biografische Notizen

  • 1909 - (12.05.) Hermann Klare wird als Sohn des Lehrers Wilhelm Klare und seiner Ehefrau Mathilde in Hameln geboren
  • 1919 - Reformrealgymnasium in Hameln
  • 1928 - Reifeprüfung
  • 1928 - ab Sommersemester Studium der Mathematik und Natur­wissenschaften an der Universität Heidelberg
  • 1929 - zum Sommersemester Wechsel nach Kiel, Hauptfach Chemie, wo er bei Otto Diels und Kurt Alder promovieren wird, die gerade (1928) einen neuen Weg der Bildung zyklischer or­ganischer Strukturen (Diels-Alder-Reaktion oder Diensynthese) entdeckt hatten (Nobelpreis 1950)
  • 1933 - Abschluss seiner Promotion "Über die Erschließung der Lupiningruppe durch Diensynthese" mit summa cum laude, bis Ende 1933 Privatassistent bei Diels
  • 1933 - (01.12.) K. beginnt seine Tätigkeit im Werk Wolfen der
    I.G. Farbenindustrie A.G., im Betriebslabor der Abteilung Kunstseide
  • 1934 - Betriebsassistent in der Viskosekunstseidespinnerei
  • 1935 - Hochzeit mit der Apothekerin Hildegard Hoeder, sie bekommen den Sohn Heinrich (1937) und die Töchter Jutta (1939), Christine (1941) und Annegret (1942)
  • 1936 - Direktionsassistent in der Zentralverwaltung der Sparte Filme, Folien und Kunstfasern in Wolfen, in dieser Zeit Eintritt in die NSDAP
  • 1940 - Versetzung als Betriebs- und Forschungschemiker in die Aceta GmbH in Berlin-Lichtenberg, deren Forschungsabteilung seit 1926 Paul Schlack leitete, der im Januar 1938 hier die Perlonsynthese gefunden hatte; bereits 1939 in Wolfen sollte Klare das neue Verfahren zur Herstellung dieser synthetischen Fasern aus polymerem Caprolactam technisch ausarbeiten
  • 1940 - im Aceta-Werk Berlin-Lichtenberg wird die Versuchs-Fabrikation für Perlonborsten aufgenommen; daneben ist Klare an der Planung der ersten Großproduktionsanlage für Perlon maßgeblich beteiligt, die in Landsberg/Warthe (heute Gorzów Wielkopolski) errichtet wird
  • 1943 - dieses Werk zur Produktion von kriegswichtigem Flugrei­fenkord und Fallschirmseide geht in Betrieb, K. leitet den textilen Teil
  • 1945 - im Frühjahr soll K. die nach Premnitz verlagerte Perlon-Produktion wieder aufbauen - statt dessen werden nach Ende des Krieges die Anlagen in Landsberg, Berlin und Premnitz als Reparation demontiert und in die UdSSR verlegt
  • 1945 - (Juni) K. arbeitet als Labor- und Betriebsleiter in der Kunstseidenfabrik in Premnitz
  • 1946 - (April) K. wechselt zu der Thüringischen Zellwolle AG
    in Schwarza, Leitung des Perlonbetriebes (zunächst nur eine mitteltechnische Versuchsanlage); ab Sommer Produktion von Perlonkordseide (Reparationsleistung)
  • 1947-49 - beratende und praktische Tätigkeit in Klin nördlich von Moskau, wo die Kunstseidenfabrik aus Landsberg wieder aufgebaut worden war
  • 1949 - (Okt.) der Werkleiter in Schwarza, Dr. Erich Correns, überträgt ihm wieder die Leitung des Perlonbetriebes; Beginn einer fast 15jährigen Zusammenarbeit
  • 1950 - Chefchemiker und stellvertretender Werksleiter in Schwarza
  • 1952 - (Juli) Werkleiter in Schwarza, nachdem Correns in Teltow-Seehof die Leitung des von ihm 1949 gegründeten Instituts für Faserstoffforschung (IFF) der DAW übernommen hatte
  • 1953 - (01.08.) K. folgt Correns als dessen Stellvertreter und Leiter der Abteilung für die Herstellung von Kunstfasern auf Zellulosebasis in das Institut für Faserstoffforschung der DAW in Teltow-Seehof; intensive Forschungsarbeit
  • 1953-56 - Lehrtätigkeit auf dem Gebiet der Chemie und Techno­logie der synthetischen Fasern an der TH für Chemie Leuna-Merseburg
  • 1955 - von der Akademie zum Professor ernannt
  • 1956 - Mitglied der Klasse Chemie der Akademie
  • 1957-60 - Professor mit vollem Lehrauftrag (Chemie und Technologie der künstlichen Fasern) an der Humboldt-Universität zu Berlin
  • 1959 - Aufnahme in den Vorstand der 1957 gegründeten Forschungsgemeinschaft der naturwissenschaftlichen, technischen und medizinischen Institute der Akademie
  • 1962-69 - nach Emeritierung von Correns Direktor des IFF, des späteren Instituts für Polymerchemie
  • 1961 - Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften; Vorsitzender der Forschungsgemeinschaft der naturwissen­schaftlichen, technischen und medizinischen Institute der Akademie (bis zu deren Auflösung 1968)
  • 1963 - zugleich zum Vizepräsidenten der Akademie berufen
  • 1968-79 - Präsident der Akademie
  • 1979-84 - Vizepräsident der Akademie
  • 1980-88 - Vorsitzender der Klasse Chemie der Akademie
  • 1992 - nach dem Tod seine Ehefrau und der Abwicklung der Akademie zieht Klare von Kleinmachnow zu seiner ältesten Tochter nach Dresden
  • 2003 - (22.08.) Hermann Klare stirbt mit 94 Jahren in Dresden, sein Grab befindet sich in seinem langjährigen Wohnort Kleinmachnow
     
    Ehrungen
  • hohe Auszeichnungen der DDR und des Auslandes
  • mehrfacher Ehrendoktor (Merseburg, Sofia, Dresden)
  • Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, Halle
  • Nationalpreis der DDR (1951 und 1963)
  • Vaterländischer Verdienstorden der DDR
  • (1973)
  • Orden der Völkerfreundschaft der UdSSR
  • Auswärtiges Mitglied Sowjetische Akademie der Wissenschaften (1971)
  • Lomonossow-Medaille - höchste Auszeichnung der Sowjetischen AdW (1976)
  • Mitglied der Akademien der Wissenschaften Polens, der Tschechoslowakei, Bulgariens und der Mongolischen Volksrepublik
  • Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften (1996)
  • das 2011 eingeweiht Biomedizintechnikum II des Helmholtz-Zentrums für Material- und Küstenforschung in Teltow trägt den Namen "Hermann-Klare-Haus"
     
    Bezüge zu anderen Chemikern
  • Otto Diels
  • Kurt Alder
  • Paul Schlack
  • Erich Correns
     
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Quellen (genutzt)

  • Hofmann, Ulrich, Kolditz, Lothar, Scheler, Werner: Hermann Klare, Nachruf, in: Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät 74 (2004), S. 31–34
  • Öhlmann, Gerhard: Hermann Klare. Laudatio anlässlich seines 100. Geburtstags am 12. Mai 2009, in: Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, 105 (2010), S. 171–183

Literatur (Auswahl)

  • Ausgewählte Probleme der Polymerforschung. Hermann Klare zum 75. Geburtstag ; [Vorträge aus d. Sitzung d. Klasse Chemie am 17. Mai 1984 anlässl. d. 75. Geburtstages von Hermann Klare, Vizepräsident d. Akad. d. Wiss. d. DDR], Berlin 1985
  • Hartkopf, Werner: Hermann Klare - Bibliographie 1932–1980: Wissenschaftliche Publikationen, Veröffentlichungen, Patente, Vorträge, Ansprachen, Berlin 1981
  • Klare, Hermann, in: Hartkopf, Werner: Die Berliner Akademie der Wissenschaften: Ihre Mitglieder und Preisträger 1700–1990, Berlin 1992
  • Laitko, Hubert: Klare, Hermann. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1, Berlin 2010
  • ...
     
    Werke
  • Klare, Hermann: Ueber die synthetische Erschließung der Lupimin-Gruppe durch Dien-Synthese, Kiel 1933
  • Klare, Hermann: Technologie und Chemie der synthetischen Fasern aus Polyamid, Berlin 1954
  • Klare, Hermann u.a.: Synthetische Fasern aus Polyamiden: Technologie und Chemie, Berlin 1963
  • Klare, Hermann: Forschungen und Fortschritte auf dem Chemiefasergebiet, Berlin 1965
  • Die Akademie der Wissenschaften der DDR: Zum 275. Jahrestag der Gründung der Akademie, Berlin 1975
  • Klare, Hermann: 50 Jahre Chemiefaserstoffe, Berlin 1978
  • Geschichte der Chemiefaserforschung von den Anfängen bis zur Gegenwart, Berlin 1985
  • ...
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Diese Seite wurde erstellt am 29.07.2009