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Chemie-Geschichte

Spilker, Adolf

Kurzbiografie

Chemiker, Techniker
04.07.1863 (Vilsen) - 26.01.1954 (Bonn)
Wirkungsorte: Berlin, Erkner, Ruhrgebiet u.a.


Biografische Notizen

  • 1863 - am 4. Juli in Vilsen im damaligen Königreich Hannover geboren
  • Besuch des Realgymnasiums in Osnabrück
  • 1879 - Beginn der Apothekerlehre bei Theodor Sarazin in Nienburg/Weser mit sehr gründlicher chemisch-wissenschaftlicher und praktisch-analytischer Ausbildung
  • anschl. in Süddeutschland, Oldenburg und der Schweiz zunächst als "Provisor" in Apotheken tätig
  • 1885 - ab Sommersemester Universität Berlin, Studium der Chemie, Pharmazie, Botanik, Physik, u. a. bei Hofmann, Tiemann und Pinner, auch Bakteriologie bei Robert Koch
  • 1887 - Staatsprüfung als Apotheker, anschl. Promotionsarbeit über stickstoffhaltige Abkömmlinge der Salizylsäure unter Tiemann, Fortsetzung in der Schweiz im Laboratorium einer Apotheke
  • ab Herbst Militärpflicht als Einjährig-Freiwilliger beim 3. Garde-Regiment in Berlin, als Assistent von Prof. Tiemann in das Laboratorium des Kriegsministeriums abkommandiert
  • 1888 - am 5.2. Promotion in Erlangen
  • im Sommer zur Tierärztlichen Hochschule Berlin als Assistent von Prof. Pinner abkommandiert
  • Herbst - nach Ende der Militärzeit Universitätsassistent bei Prof. Tiemann und Pinner
     
    Erkner
  • 1889 - durch Tiemann Kontakt zu Dr. Gustav Kraemer, Direktor der Firma Hamburger Chemische Fabriks-Aktiengesell­schaft, Generalagentur Berlin Flottwellstraße, später Aktiengesellschaft für Teer- und Erdölindustrie, zu der neben anderen in Erkner die größte damalige deutsche Teerdestillationsanlage gehörte
  • am 4.2. Eintritt in das wissenschaftliche Laboratorium der Teerdestillation zu Erkner, bald Leitung des Laboratoriums in Erkner, nach wenigen Jahren die Leitung der gesamten Fabrik Erkner
  • in Erkner legte Spilker den Grundstein zu seinem Lebenswerk, das die Chemie und industrielle Verarbeitung des Steinkohlen­teers sowie Erdöl umfasst
  • 1889 - Beginn der Untersuchung der Kokereigase in Ober­schlesien (in Erkner wurde hauptsächlich Gasteer verarbeitet)
  • 1889-1900 - zahlreiche Untersuchungen über die Bestandteile des Steinkohlenteeres, große Anzahl chemischer Individuen isoliert, z. B. Inden, Cyclopentadien, Cumaron
  • Anlage von Teerdestillationen für Kokereiteer nach dem Erkner­schen System auf der Zeche Poremba bei Zaborze in Ober-schlesien und in Altenwald bei Saarbrücken für die Röchlingschen Eisen- und Stahlwerke, Leitung durch Spilker von Erkner aus
  • Spilker arbeitet auch an der Lösung technischer Probleme:
  • 1890/91 - entwirft und baut eine erste Anlage zur Gewinnung von Benzol auf der Friedenshütte in Oberschlesien; wird unter Spilkers Oberleitung, die er von Erkner ausübt, eine der größten und lukrativsten Benzolanlagen jener Zeit; später weitere ähnliche Benzolfabriken
  • 1895/96 - größte Benzolfabrik in Witkowitz in Mähren
  • Einsatz als Sachverständiger in den Erdölgebieten Galiziens: Boryslaw, Tustanowice und Gorlice
  • neben seiner beruflichen Tätigkeit widmet sich S. auch der Kommunalpolitik als Schöffe (Beigeordneter des Gemeindevor-standes), als der er u.a. ab 1901 in Erkner die Einrichtung einer "obligatorischen Fortbildungsschule" (Vorläufer von Berufsschulen) fordert, oder an der Gründung der Handelskammer zu Potsdam mitwirkt

    Duisburg-Meiderich
  • in Vorträgen setzt sich S. für den Gedanken ein, die in den einzelnen Kokereien anfallenden Teermengen zu vereinigen und in einem Zentralwerk zu verarbeiten, da eine wirtschaftliche Verarbeitung nur in großen Mengen möglich sei
  • 1904 - rheinische Großindustrielle - u.a. Thyssen - werden auf Spilker aufmerksam, bieten ihm die Gelegenheit, seine Idee mit einem Werk zu realisieren, das eine viermal größere Kapazität als die damals größte und modernste Teerdestillation in Erkner haben sollte
  • 1905 - Spilker wird als Erbauer und Leiter dieser neuen großen Teerdestillation gewonnen, die als "Gesellschaft für Teer-verwertung m.b.H." in Duisburg-Meiderich am 19.01.1905 von 9 Bergwerkgesellschaften des Ruhrreviers als Lieferanten des Teers gegründet wird
  • in Meiderich, in Alsdorf bei Aachen und in Rauxel entstehen große Teerdestillationen, anfangs für 100.000 t Teer vorge-sehen, dann auf bis zu 450.000 t erweitert (bis dahin übliche Kapazitäten nicht über 40-50.000 t im Jahr); Meiderich wird zum größten deutschen Teerverarbeiter
  • daneben Suche nach neuen Einsatz- und Absatzmöglichkeiten von Teer und Teerprodukten:
    • Befestigung und Entstaubung von Landstraßen - Gesellschaft für Teerstraßenbau in Essen gegründet
    • großindustrielle Herstellung der Hydrierungsprodukte des Naphthalins, des Tetralins und des Dekalins, für die sich im Krieg neue Absatzgebiete erschlossen hatten - Angliederung der Deutschen Hydrierwerke A.-G., Berlin/Rodleben
    • Verkokung von Steinkohle bei niedrigen Temperaturen - die Chemisch-Technische Gesellschaft m.b.H. in Duis­burg konstruiert Öfen für die Tieftemperaturverkokung der Steinkohle
    • Kohlehydrierung (nach dem Bergius-Verfahren) - große Versuchsanlage in Meiderich
    • steigende Verwendung von Kunstharz nach dem Verfahren der Bakelite-Gesellschaft - Kunstharzfabrik Aug. Nowack A.-G. in Bautzen angegliedert (1957 als Karosseriewerk Bautzen zum VEB Robur-Werke Zittau)
    • Verarbeitung dieser Kunstharze - Preßwerk A.-G. in Essen
       
  • Veröffentlichungen (Auswahl):
    • ab 1889 - zahlreiche Beiträge in den "Berichten der Deutschen Chemischen Gesellschaft"
    • 1905 - im Ergänzungswerk zu Muspratts technischer Chemie erschien: G. Kraemer und A. Spilker: "Steinkohlenteer". Muspratts Technische Chemie, Bd. 8, S. 1-78 (1905)
    • 1908 - "Kokerei- und Teerprodukte der Steinkohle"
       
  • Leitungsfunktionen nach 1904 (Auswahl) :
    • Generaldirektor der Gesellschaft für Teerverwertung m. b. H. in Duisburg-Meiderich mit dem Werk Meiderich als größtem deutschen Teerverarbeiter
    • Aufsichtsratsvorsitzender der Verkaufsvereinigung für Teererzeugnisse
    • Vorsitzender des Cumaronharz-Verbandes
    • Generaldirektor der A.-G. für Steinkohleverflüssigung und Steinkohleveredelung
       
  • 1936 - Spilker geht in den Ruhestand und zieht sich nach Burg Medinghoven in Duisdorf bei Bonn zurück
  • 1954 - am 26. Januar stirbt Dr. Adolf Spilker in Bonn
     
  • Ehrungen (Auswahl):
    • 1921 - Ehrenbürgerrecht der Technischen Hochschule Fridericiana zu Karlsruhe auf Antrag des Altmeisters der Erdölforschung, Professor Dr. Engler
    • 1926 - Dr.-Ing. E. h. der Technischen Hochschule Fridericiana zu Karlsruhe
    • 1933 - Liebig-Medaille des Vereins Deutscher Chemiker für seine wissenschaftlichen Verdienste für die deutsche chemische Industrie
    • 1933 - Ehrenvorsitzender der Fachgruppe für Brennstoff- und Mineralöl-Chemie des VDCh, deren Vorsitzender Dr. Spilker sechs Jahre lang war
    • 1937 - Carl-Engler-Medaille der Deutschen Wissenschaftlichen Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle e.V.
       
  • Lehrer:
  • weitere Bezüge:
    • Eberhardt, P. (Mitarbeiter in Erkner, gemeinsame Veröffentlichungen)
    • Kraemer, G.
    • Rütgers, J.
    • Weger, M.J.
    • Weissgerber, R. (Mitarbeiter in Erkner, gemeinsame Veröffentlichungen)
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Quellen (genutzt)

  • Ihlder, H. [Hildrich]: Dr. Phil., Dr.-Ing. E.h. Adolf Spilker, in: GfT 1905-1930, 1930, S. 29-33
  • Ihlder, H.: Dr. Adolf Spilker zum 70. Geburtstag; in: Angew. Chem. 46 (1933), 457-459

Literatur

  • Dr. Adolf Spilker. Werkleiter, Techniker und Forscher auf dem Gebiet der Kohlenchemie. In: Wolfgang Burkhard (Hg.): Niederrheinische Unternehmer. 111 Persönlichkeiten und ihr Werk. Duisburg 1990, S. 160 f.; zuerst erschienen in: Niederrhein-Kammer Jg. 42 (1986), S. 415
  • Fünfzig Jahre Gesellschaft für Teerverwertung 1905-1955. Duisburg 1955
  • Gesellschaft für Teerverwertung m.b.H., Duisburg-Meiderich: 1905-1930, Essen 1930
  • Ihlder, H. [Hildrich]: Dr. Phil., Dr.-Ing. E.h. Adolf Spilker, in: GfT 1905-1930, 1930, S. 29-33
  • Ihlder, H.: Dr. Adolf Spilker zum 70. Geburtstag; in: Angew. Chem. 46 (1933), 457-459
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Diese Seite wurde erstellt am 9.06.2007