1830 |
11. Juli - Geburt des Lambertus
Hermann Julius Rütgers in Bensberg (Kreis Mühlheim, seit 1875
Ortsteil von Bergisch-Gladbach, östlich von Köln), Sohn
des Katasterbeamten Martin Rütgers |
1846 |
Landwirtschaftsausbildung in Schlesien
(Gut Wilkau, südl. von Breslau) |
1848 |
Verwalter des Gutes der rheinländischen
Gebrüder Schoeller bei Breslau |
1849 |
Anfang d. J. übernimmt er (19-,
damals also noch nicht volljährig!) die 1847 vom Vater
in Neuss gegründete
und in den Wirren der Revolution 1848/49 zahlungsunfähig
gewordene Imprägnieranstalt für Schwellen der Aachen-Düsseldorfer
Eisenbahngesellschaft (nach französischem Muster mit Schwefelbarium
und Eisenvitriol bzw. mit Kupfervitriol) |
1849 |
(Frühjahr) Bau des ersten eigenen
Imprägnierwerks nach dem Teerölverfahren (nach Bethell)
in Essen für die Cöln-Mindener Eisenbahn,
Lieferbeginn Oktober 1849 (ab 1850 „Königlich Preußische
Westfälische Staatseisenbahn“) |
1849 |
in Brackwede (heute
Stadtteil von Bielefeld) errichtet Julius Rütgers sein drittes
Imprägnierwerk für die königlich Hannoversche
Bauverwaltung nach dem Burnett-Verfahren mit Chlorzink |
1854 |
nach Abschluss seiner ersten drei
Aufträge wieder Orientierung nach Schlesien, die Anlagen
in Neuss, Essen und Brackwede werden eingestellt und demontiert;
erst fast 45 Jahre später - 1898 - errichtet Julius Rütgers
mit Rauxel wieder einen Betriebsteil in seiner rheinischen Heimat |
1855 |
27.03. - Großauftrag der Oberschlesischen
Eisenbahngesellschaft in Breslau, Bau seines ersten
oberschlesischen Imprägnierwerks in Kattowitz nach
dem Burnett-Verfahren, Betrieb einer Wanderanlage zur "Schwellenimprägnierung" im
Raum zwischen Posen (Westpreußen) und Sachsen auf der Basis
von Kupfervitriol (1854-57) |
1856 |
Hochzeit mit Josefine Floer (1833-1886);
Scheidung dieser Ehe wahrscheinlich vor 1874 (vgl. 2. Ehe 1874) |
1857 |
Bau eines zweiten oberschlesischen
Imprägnierwerks in Breslau unter teilweiser
Verwendung der Maschinen der 1855 bis 1857 stillgelegten westdeutschen
Imprägnierwerke Neuss, Essen und Brackwede |
1850er |
Preisanstieg für Imprägnierölimporte
aus England wegen verstärkter Nutzung des Verfahrens auf
der Basis von Steinkohlenteer, sowie Entdeckung der modernen "Teerfarben"
(Anilinfarben) auf gleicher Grundlage |
1858 |
Destillationsversuche von Steinkohlenteer
im Breslauer Betrieb |
1858 |
Rütgers' zwei Jahre jüngerer
Bruder Guido tritt in das Unternehmen ein |
1859 |
Bau einer Imprägnieranstalt
in Erkner |
1859 |
am 04.07. wird Julius Rütgers' Tochter Emilie (1859-1888) in Breslau geboren |
1859 |
am 28.10. erteilt Julius Rütgers
in Breslau seinem Bruder Guido unbefristete notarielle General-Vollmacht
(in Vorbereitung auf seinen Militärdienst) |
1859/60 |
Rütgers muss seinen mehrmals
verschobenen Militärdienst antreten, er bleibt dabei in
Breslau, sein Bruder Guido führt die Geschäfte |
1860 |
am 17.09. wird Julius Rütgers'
Sohn Rudolph (1859-1903) in Breslau geboren |
1860 |
Anlage seiner ersten Teerdestillation,
der "Theerproductenfabrik Erkner",
deren Produktion Basis für die Imprägnierwerke Rütgers'
wurde, die nun auf die teuren englischen Importe verzichten konnten;
in den kommenden Jahren folgten 8 weitere Teerraffinerien
nach dem Vorbild Erkners in weiten Teilen Deutschlands
und Europas |
1861 |
Teerraffinerie in Niederau bei
Dresden |
1862 |
Teerraffinerie in Kattowitz/Oberschlesien |
1867 |
kommen Julius und Guido Rütgers überein,
ihre "geschäftlichen Interessensphären" zu
trennen, Bruder Guido konzentriert sich auf Österreich,
wo Nachfolger seiner Firma noch heute existiert |
1869 |
Teerraffinerie in Angern bei
Wien |
1870 |
am 14.01. stirbt Rütgers' Vater
Martin in Dresden |
1872 |
am 12.02. wird die Firma Julius Rütgers
ins Berliner Handelsregister eingetragen |
1873 |
Teerraffinerie in Mochbern bei Breslau |
1873 |
Teerraffinerie in Pasing bei München |
1874 |
am 20.01. heiratet Julius Rütgers in Zerbst seine
zweite Ehefrau Anna geb. Busse, gen. Bosse, eine Opernsängerin |
1877 |
am 18.06. wird Julius Rütgers' Tochter Elsa (1877-1952) in Berlin geboren |
1880 |
Gustav Kraemer (auch
Krämer) wird bei Rütgers in Erkner eingestellt |
1881 |
unter Rütgers' Beteiligung wird in Hamburg
die "Chemische Fabrik Aktiengesellschaft Hamburg" gegründet, u.a. mit
den Teerproduktionsfabriken in Erkner, Niederau
und Pasing sowie der Erdöldestillation Grabow; die Generalvertretung des Unternehmens sitzt in Berlin, Leitung G. Kraemer |
|
Rütgers' Firma in Erkner blieb
aber mit ihren engen Verbindungen zur Universität Berlin
und Technischen Hochschule in Charlottenburg (heute Berlin-C.)
das Forschungszentrum der weit verzweigten Firma |
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Rütgers rekrutierte auch häufig
Leiter bzw. leitende Angestellte aus der Berliner Wissenschaft
- z.B. die beiden Hofmann-Schüler Kraemer und Spilker |
1888 |
Errichtung der Teerraffinerie in Schwientochlowitz/Oberschlesien unter der Leitung von Sohn Rudolph Rütgers |
1889 |
Adolf Spilker wird
bei Rütgers in Erkner eingestellt |
1892 |
Teerraffinerie in Witkowitz bei
Mährisch-Ostrau |
1892 |
am 14.11. stirbt Bruder Guido Rütgers
in Wien (nach einer Beinamputation) |
1897 |
unter maßgeblichem Einfluss von Julius Rütgers wird das Hamburger Unternehmen nach Berlin verlegt, kurz darauf Änderung
des Firmennamens in "Aktiengesellschaft für
Theer- und Erdölindustrie" |
1898 |
Teerraffinerie in Rauxel im Ruhrgebiet
(nach über 50 Jahren wird Rütgers wieder im Ruhrgebiet
aktiv) |
1899 |
am 25.11. stirbt Julius Rütgers' 2. Ehefrau Anna |
um 1900 |
stetige Verfeinerung der Verwertung
des Steinkohleteers, so z.B. durch die Nutzbarmachung des umfangreich
anfallenden Rückstands Steinkohlenteerpech für die
Gewinnung technisch reinen Industrie-Kohlenstoffs für
die z. Z. aufstrebende Elektroindustrie, u.a. mit ihren beiden
Berliner Großunternehmen Siemens und AEG |
bis 1900 |
8 Teerraffinerien nach dem
Vorbild Erkners und 77 Imprägnierwerke in Europa (im Osten
bis nach Kiew) |
1901 |
Max Weger aus Leipzig
wird bei Rütgers in Erkner eingestellt |
1902 |
Erhöhung des Aktienkapitals
von 5 auf 9 Mill. Mark und Umbenennung in "Rütgerswerke
Aktiengesellschaft" unter Einbeziehung der Imprägnieranstalten Breslau, Danzig, Gotha, Groß-Chelm/OS, Hanau und Schulitz sowie
der Teerproduktionsfabrik Rauxel; Verlegung
der Verwaltung von Berlin, Kurfürstendamm
214, nach Berlin, Kurfürstenstraße 134. |
1902 |
29. Mai - Julius Rütgers heiratet 1902 seine 3. Ehefrau: Clara Kothe, vw. Künitz, spätere von Einsiedel (1864-?) |
1903 |
6. September - Tod von Julius Rütgers;
gut drei Monate später stirbt auch sein einziger Sohn und designierter
Nachfolger Rudolph (1860-1903) |
1904 |
Konsul Sali Segall (1866-1925) wird neuer Generaldirektor (Vorstandsvorsitzender) der Rütgerswerke AG; er setzt bis zu seinem Tod 1925 mit Zukäufen, Fusionen und Partnerschaften die noch unter Julius Rütgers begonnene Umgestaltung hin zum führenden deutschen Unternehmen der Steinkohlenteerchemie fort |
1909 |
im Juni/Juli weilt Leo H. Baekeland in Berlin, Abschluss der Vorverträge mit den Rütgerswerken über die alleinigen Nutzungsrechte der Bakelite-Patente für Europa |
1910 |
25. Mai - Bakelite Gesellschaft mbH Berlin Erkner (Sitz in der Rütgers-Zentrale in Berlin, Produktion und Entwicklung in Erkner) gegründet - in Erkner entsteht damit die erste Kunststoff-Fabrik der Welt, Geschäftsführer: Max Weger |