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Chemie-Geschichte

Caro, Heinrich

Kurzbiografie

Chemiker
13.02.1834* (Posen) - 11.09.1910 (Dresden)
Wirkungsorte: Berlin, Mühlheim/Ruhr, Manchester, Mannheim, Ludwigs­hafen

[*Hinweis zum Geburtstag: Andere Quellen nennen den 17.02.1834.]

Mit einer Vielzahl bahnbrechender Erfindungen und Entwicklungen auf fast allen Gebieten der Teerfarbenchemie gehört Caro zu den Be­grün­dern dieser Industrie in Deutschland. Sein technisches Verfahren zur Herstellung des von Graebe und Liebermann synthetisierten Aliza­rin­rots wurde zur Grundlage dieser Entwicklung. Zu den diversen von Caro erfundenen Farbstoffen gehören das Eosin, Auramin und das für die biologische Forschung bedeutsame Methylenblau. Seinen Namen trägt die von ihm entdeckte Peroxymonoschwefelsäure (H2SO5), die Carosche Säure.

Caros Arbeit charakterisiert eine enge Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Technik. Daneben wirkte er maßgeblich in diversen Verbänden, wie im Verein deutscher Ingenieure oder im Verein deutscher Chemiker. Große Bedeutung hatte auch sein patentrecht­liches Wirken.

Heinrich Caro wuchs in Berlin auf und wurde am Gewerbe-Institut und an der Universität ausgebildet. Diese Kenntnisse und die praktischen Erfahrungen, die er in Kattundruckereien und Farbfabriken in Mühl­heim und England sammelte, befähigten ihn zur technischen Umsetzung zahlreicher Farbstoffsynthesen für die Produktion der BASF.


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Heinrich Caro
(1834-1910)

 

Biografische Notizen

  • 1834 - (13./17.? 02.) Heinrich Caro wird in der preußischen Provinzhauptstadt Posen geboren
    - Caros Eltern Simon (1798-1871) und Amalie (1800-1875), geb. Schitzler, waren jüdischer Abstammung, Heinrich konver­tiert später zum lutherischen Glauben
    - vier seiner Geschwister sterben früh, nur Heinrich und sein zwei Jahre älterer Bruder Julius überleben
    - seine väterliche Familie war aus Portugal eingewandert, zunächst nach Glogau (Schlesien) und dann Posen, wo sein Großvater einen Getreidehandel aufbaute, mit seinem Vater Simon als Teilhaber
    - seine mütterlichen Vorfahren waren u.a. Juwelenhändler aus Amsterdam, die ins schlesische Breslau übersiedelten
    - C. wächst in Posen im Haus der "Dähne'sche Apotheke" am Marktplatz auf
  • 1842 - kaum eingeschult, siedelte die Familie (über Breslau) nach Berlin über, in dessen liberalerer Atmosphäre sich die jüdischen Eltern bessere Bildungs- und Lebenschancen erhof­fen;
    - die Familie wohnt zunächst in der Königstr. 26 (heue Rat­hausstr., Ecke Klosterstr.)
  • 1842-52 - C. besucht das Köllnische Realgymnasium in der Scharrn­str. 23 (Ecke Breite Str.), das auch über ein chemisches Laboratorium verfügte, das Caro nutzte
  • ca. ab 1847 - die Familie Caro wohnt jetzt in der Kurstr. 52 (am Werderschen Markt) im sog. Fürstenhaus, in dem auch Ber­lins Oberbürgermeister Krausnick (1834-48, 1850-62) wohnt (das Haus wird 1886 für einen Neubau von Alfred Messel abge­ris­sen)

  • 1852-55 - Ausbildung zum Coloristen und Studium der Chemie am Königlichen Gewerbe-Institut und an der Universität in Berlin; zunächst sah er im Hüttenwesen sein Ziel, wandte sich dann aber Baumwollfärberei und -druckerei zu;
    dabei lernte er wohl auch den Berliner Textilfabrikanten Benja­min Liebermann kennen, den Vater von Carl Liebermann
  • 1855-59 - Colorist in der Kattundruckerei Troost in Mülheim a.d. Ruhr
  • 1856 - Mitbegründer des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), der auf einer Exkursion des Vereins "Hütte" nach Alexisbad (Harz) von Absolventen des Berliner Gewerbeinstituts als erster deutscher Ingenieur-Verein gegründet wurde
  • 1857 - Studienreise für seine Firma nach England
  • 1857/58 - Wehrdienst in Berlin
  • 1859 - Caro geht nach England und ist als angestellter Chemi­ker, später als Mitinhaber der Firma Roberts, Dale & Co., Cornbrook Chemical Works, Manchester tätig, sammelt hier reiche Erfahrungen mit den neuen Teerfarben
  • 1860 - entwickelt ein neues Verfahren zur Erzeugung von Mauvein, das Perkin erst 1856 entdeckt hatte; Dale und Caro patentieren ihr Verfahren und setzen es industriell um
  • 1862 - Caro entdeckt ein Anilinschwarz
  • 1863/64 - Zusammenarbeit mit dem Hofmann-Schüler Carl Alexander Martius, den er für seine Firma geworben hatte;
    - C. synthetisiert mit ihm mehrere Farben bzw. bringt deren technische Herstellung auf den Weg (Indulin, Martius- oder Manchestergelb, Manchester- oder Bismarckbraun, Vesuvin)
  • 1866 - C. heiratet mit 32 Jahren in England Edith Sarah Eaton (1842-1917), sie werden 3 Söhne und 4 Töchter haben;
    - Rückkehr nach Deutschland aus gesundheitlichen Gründen
  • 1866/67 - arbeitet bei Robert Bunsen in Heidelberg
  • 1867 - (Sommer) über die mit ihm bekannten Brüder Clemm (Mitbegründer der BASF) engere Kontaktaufnahme zur 1865 gegründeten BASF;
    - überträgt der Firma für die drei von ihm in England mitent­wickelten Teerfarben die Produktionsverfahren für den deutschen Bereich gegen 500 Gulden und eine 10% Gewinnbeteiligung
  • 1868 - BASF-Gründer Engelhorn gelingt die Anwerbung Caros als "mitleitender technischer Direktor" und Leiter des noch in Mann­heim ansässigen Versuchslaboratoriums - dies gilt als "der wichtigste Schritt der BASF in eine von der wissenschaft­lichen Forschung maßgeblich mitgesteuerte Zukunft" (Abelshauser 2002, S. 36)
    - C. sichert der BASF enge Kontakte zur englischen Chemiein­dustrie, z.B. zu Perkin, und zu Spitzenwissenschaftlern des Faches, intensive Zusammenarbeit im Rahmen industriebe­zogener Forschung mit zahlreichen Universitätsinstituten
  • 1869 - C. erfindet Palatinorange als neuen Farbton;
    - Verfahren zur Gewinnung von Benzol aus Leuchtgas (Benzol­wäsche), als erstes BASF-Patent angemeldet;
    - C. entwickelt mit den Berliner Chemikern Carl Graebe und Carl Liebermann ein rentables Verfahren für die industrielle Produktion des ersten synthetisierten natürlichen Farbstoffs Krapprot (Alizarin), basierend auf deren Patent von 1868, das jetzt bei der BASF umgesetzt wird; die Patentanmeldung für dieses Sulfierungs- oder Sulfonierungsverfahren für die Herstellung von Alizarin aus Anthracen gelingt am 25.06.1869, einen Tag vor Perkin in England; nach einigen Verhandlungen einigt man sich auf eine gemeinsame Produktion für den sehr lukrativen englischen Markt - erster weltweiter Verkaufserfolg der BASF
  • 1873 - C. arbeitet mit Graebe an der eingehenden Untersu­chung der Constitution des Rosanilins
  • 1874 - C. entwickelt durch Bromieren aus dem von Baeyer entdeckten Fluorescein das Eosin, ein strahlendes Rosa mit großer Variationsbreite, Einstieg in die Resorcinfarbstoffe
  • 1875/76 - C. entdeckt unabhängig von Otto Nikolaus Witt Chrysoidin, womit beide die Azofarbstoffindustrie begründen
  • 1876 - C. synthetisiert Methylenblau, das 1877 darauf erteilte Reichspatent ist das erste für einen Teerfarbstoff
  • 1877 - C. entwickelt mit Echtrot A den ersten roten Azofarb­stoff; es folgen weitere Entwicklungen, wie Malachitgrün oder Aurin (goldig-gelb);
    - Mitbegründer des Vereins zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands - eines Vorläufers des heutigen Verbandes der Chemischen Industrie e.V. (VCI) - dessen Ehrenmitglied C. wird;
    - Ehrendoktorwürde der Universitäten München, es folgen Heidelberg, TH Darmstadt und Leeds
  • 1880-83 - für die BASF sucht C. in Zusammenarbeit mit seinem Freund Adolf Baeyer intensiv nach Produktionsmöglichkeiten des von Baeyer synthetisierten blauen Farbstoffs Indigo, was zunächst nur für den Baumwolldruck gelingt (sog. "kleines Indigo"), Ausgangsstoffe und Verfahren bleiben aber zu teuer, erst 1897 kommt mit "Indigo rein BASF" ein erstes erfolgreiches Produkt auf den Markt
  • 1880er - C. wird im Unternehmen vorallem Fachmann für die immer komplexeren und wichtigeren Patentfragen
  • 1884 - C. rückt in die Direktion der BASF auf
  • 1889 - C. scheidet Ende des Jahres aus der Firma BASF aus, wechselt in den Aufsichtsrat (bis zu seinem Tod)
  • 1892/93 - Vorsitzender des VDI
  • 1893 - "Über die Entwicklung der Teerfarben-Industrie" veröffent­licht
  • ab 1893 - Ehrenmitglied des VDI
  • 1898 - C. stellt die nach ihm Caros/Caro'sche Säure benannte Peroxomonoschwefelsäure (H2SO5) dar
  • 1898-1900 - Vorsitzender des Vereins Deutscher Chemiker (VDCh), Vorläufer der heutigen Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)

  • 1910 - (11.09.) Heinrich Caro stirbt 76jährig auf einer Reise in Dresden

Beziehungen zu anderen Chemikern

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Quellen (genutzt)

  • Abelshauser, Werner: Die BASF. Eine Unternehmensgeschichte, München 2002
  • Kämpfert, Hans-Jürgen: Heinrich Caro, in: Ostdeutsche Biographie
  • Reinhardt, Carsten und Travis, Anthony S.: Heinrich Caro and the Creation of Modern Chemical Industry (Chemists and Chemistry 19), Dodrecht 2000
  • Saftien, Karl: Caro, Heinrich, in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 152-153 [Onlinefassung]

Literatur (Auswahl)

Veröffentlichungen von/mit Caro (Auswahl, chronologisch)

  • Caro, Heinrich, Graebe, Carl und Liebermann, Carl: Ueber Fabri­kation von künstlichem Alizarin, in: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft (BDChG) 3, 1870, S. 359 f.
  • Baeyer, Adolf und Caro, Heinrich: Ueber die Einwirkung der salpetrigen Säure auf Dimethylanilin, in: BDChG 7, 1874, S. 809-811
  • Baeyer, Adolf und Caro, Heinrich: Ueber die Einwirkung der salpetrigen Säure auf Dimethylanilin und über Nitrosophenol, in: BDChG 7, 1874, S. 963-968
  • Baeyer, Adolf und Caro, Heinrich: Synthese von Anthrachinon­abkömmlingen aus Benzolderivaten und Phtal­säure, in: BDChG 7, 1874, S. 968-976 und 8, 1875, S. 152 f.
  • Baeyer, Adolf und Caro, Heinrich: Indol aus Aethylanilin, in: BDChG 10, 1877, S. 692 f.
  • Baeyer, Adolf und Caro, Heinrich: Ueber die Synthese des Indols aus Abkömmlingen des Anilins, in: BDChG 10, 1877, S. 1262-1265
  • Caro, Heinrich und Graebe, Carl: Ueber Rosolsäure und Rosanilin, in: BDChG 11, 1878, S. 1116-1123
  • Caro, Heinrich und Graebe, Carl: Zur Kenntniss der Rosolsäure, in: BDChG 11, 1878, S. 1348-1351
  • Graebe, Carl und Caro, Heinrich: Ueber Acridin, in: BDChG 13, 1880, S. 99-103
  • Caro, Heinrich: Über die Entwicklung der Teerfarben-Industrie, Berlin 1893
  • Caro, Heinrich: Gesammelte Reden und Vorträge, hrsg. v. Amalie Caro, Leipzig 1913

weitere Veröffentlichungen über Caro

  • Bernthesen, August: Rede von Hofrat Professor Dr. Bernthesen zum 70. Geburtstage von Heinrich Caro, in: Angewandte Chemie, 24, 1911, S. 1059-1064
  • Bernthsen, August: Heinrich Caro, in: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 45, 1912, S. 1987-2042
  • Darmstaedter, E., in: Buch der großen Chemiker, hrsg. v. G. Bugge, II, 1930, S. 298-309, 509
  • Duisberg, C.: Heinrich Caro, in: Zeitschrift für angewandte Chemie 24, 1911, S. 1057 f.
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Diese Seite wurde erstellt am 12.11.2010