Unsere Forschungs-Projekte |
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Die Chemie in der Region Berlin und BrandenburgStreiflichter aus der Geschichte der
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Unsere Projekte:
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Sowohl an den zahlreichen Neugründungen technisch-medizinischer Ausbildungsstätten als auch an der 1810 gegründeten Universität wurde die Chemie ein unverzichtbares Lehrfach. Der Nützlichkeitsaspekt war dafür vorherrschend. Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass die neueren Tendenzen der Lehre, wie sie Justus von Liebig (1803-1873) um 1840 prägte, in Berlin nur zögerlich akzeptiert wurden. Über mehrere Jahrzehnte wurde zudem die Nachwuchsausbildung sichtbar vernachlässigt. Trotzdem wirkten mit Eilhard Mitscherlich und Heinrich Rose erstrangige Chemiker in der Stadt. |
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Nach 1865 begann eine neue Ära: Die organische Chemie dominierte auch in Berlin und diese Dominanz verstärkte Disziplinbildung und Spezialisierung. Zugleich ermöglichten die prosperierende Wirtschaft des Kaiserreichs und die gesellschaftliche Wertschätzung der Wissenschaften auch erhebliche staatliche Investitionen. Es entstanden die beiden großen Chemischen Institute der Berliner Universität, das der Technischen Hochschule und das merklich kleinere, doch leistungsstarke der Landwirtschaftlichen Hochschule. Weit über Berlin hinaus wirkten auch die Vertreter der physiologischen Chemie an den Instituten für Physiologie und Pathologie. August Wilhelm von Hofmann leitete eine glanzvolle Epoche ein. Sein Institut bot dem Nachwuchs gute Möglichkeiten, freilich mussten sich die Privatdozenten meist selbst finanzieren. Wenn sie Assistentenstellen hatten, dann grenzte die erwartete Leistung an Ausbeutung. Auch an der Technischen Hochschule dominierte die organische Chemie, die mit dem jungen Adolf von Baeyer und dessen Nachfolger Carl Liebermann ebenfalls über hervorragende Chemiker verfügte.
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Die großartigen Leistungen der wissenschaftlichen Chemie lassen vergessen, dass
sich Berlin seit etwa 1820 zu einem der großen Standorte der deutschen chemischen
Industrie entwickelt hatte. Kunheim, Riedel, Schering, Kahlbaum, Agfa waren weltweit
bekannte Marken. Einen weiten Bereich angewandter Wissenschaft deckten auch die
chemischen Laboratorien in Reichs-, Staats- und Kommunalbehörden ab. Von den
Laborleitern dieser Einrichtungen seien drei erwähnt: Walter Noddack (Physikalisch-Technische
Reichsanstalt), der mit seiner Frau Ida Noddack-Tacke 1925 das chemische Element
Rhenium entdeckte, Josef Houben (Biologische Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft),
der Herausgeber von Houben-Weyls Methoden der organischen Chemie und Georg Lockemann (Institut für Infektionskrankheiten - jetzt Robert-Koch-Institut), der sich als
Chemiehistoriker einen Namen machte. |
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Bei den außeruniversitären Forschungseinrichtungen vollzogen sich in den beiden
Teilen der Stadt gegensätzliche Entwicklungen. Von den Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Instituten blieb nur das einstige Habersche Institut in Berlin-Dahlem, das seit 1953 den
Namen seines ersten Leiters trägt. Ähnlich wie im letzten Jahrzehnt der Ära Haber
wurde es nicht nur von den Direktoren - u. a. Rudolf Brill (1899-1989) und Heinz
Gerischer - sondern auch von den recht selbstständigen Abteilungsleitern geprägt. |
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Doch zuviel Hochschulchemie, wie gegenwärtig von manchen behauptet, ist bei der
ungebrochenen Bedeutung des Fachs kein überzeugendes Argument für eine Zurücknahme
des Lehr- und Forschungsangebots. Konnten in Berlin-West bis in die siebziger
Jahre neue, große Institute bezogen und alte saniert und modernisiert werden,
so setzte dies bei der Humboldt-Universität erst nach 1990 ein. 2001 wurde in
Adlershof deren neues chemisches Institut in Betrieb genommen. |
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